Was wir bisher für ein Untergangsszenario hielten, nämlich dass ein Blackout unser Leben lahm legt, könnte uns tatsächlich bevorstehen. Durch die größte Energiekrise seit den 1970er-Jahren kann ein großflächiger und längerfristiger Stromausfall nicht mehr gänzlich ausgeschlossen werden.
Nicht nur die Medien überschlagen sich mit Tipps, womit wir uns für einen langen Stromausfall ausrüsten sollen (Stichwort Trinkwasser, Lebensmittel, Batterien und Co.), auch das Innenministerium, der Zivilschutzverband und das Bundesheer veröffentlichen auf ihren Webseiten bereits Notfallpläne.
Was fast alle Berichte nicht berücksichtigen, ist die Frage, wie wir bei einem längeren Blackout auf die Toilette gehen können. Denn auch unsere WCs und das Abwassersystem funktionieren dann wahrscheinlich irgendwann nicht mehr.
Die Spülung eines regulären Klos geht noch mindestens bis zur nächsten Spülung. Eine herkömmliche Spülung funktioniert manuell. Natürlich gibt es auch elektrisch betriebene Spülungen – diese fallen sofort beim Einsetzen des Blackouts aus.
Wenn die Wasserversorgung durch den weitflächigen Stromausfall schließlich zum Stillstand kommt (beispielsweise da die Stromversorgung im Wasserverteilungssystem ebenso ausfällt), bleibt im Spülkasten nur das Wasser übrig, das sich bereits in diesem befindet, nachgefüllt wird dann nicht mehr. Ist dieses Wasser verbraucht, steht das WC still.
Mithilfe der Schwerkraft
Auch wenn Städte wie Wien und Graz höher gelegenen Quellen haben und das Wasser durch die Schwerkraft fließt, wäre nach ein paar Tagen Schluss.
Thomas Ertl, Professor für Siedlungswasserbau an der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU), erklärt auf öKlo-Anfrage: „Durch höher gelegene Quellen funktioniert die Wiener Wasserversorgung auch bei einem Blackout. Die Stadt könnte eventuell eine Woche, vielleicht auch eine zweite Woche auskommen. In Aufbereitungsanlagen, Wasserwerken und Pumpstationen gibt es Notstrom für drei Tage. Danach ist aber Schluss.“
Hohe Gebäude wären ab dem 10. Stockwerk von der Wasserversorgung getrennt, sofern sie nicht über eine Pumpe inklusive Notfallkonzept verfügen.
Die Fäkalienentsorgung sei ein wichtiges Thema, meint Ertl: „Die Kläranlagenbetreiber haben sich vorbereitet. Wenn der Stromausfall jedoch mehr als drei Tage anhält, gibt es wahrscheinlich noch ganz andere Probleme.“
Autarke Toilettenvarianten
Es gibt verschiedene Arten von Toiletten, die ohne Strom und Wasser auskommen. Manche Menschen kennen diese Varianten vermutlich von ihrem Campingurlaub oder dem Kleingartenhaus. Ein herkömmliches WC, wie wir es alle zu Hause haben, eignet sich für einen längeren Notfall ohne Elektrizität jedenfalls nicht. Hygiene ist aber gerade in Krisensituationen wichtig, um Krankheiten zu vermeiden.
Alternativen zum WC
Wie Du Dein Geschäft bei einem Blackout verrichten kannst:
Die Trockentoilette:
Auch als Bio- oder Komposttoiletten bezeichnet. Hier werden statt Wasser Sägespäne zum Spülen verwendet. Diese verhindern, dass sich Gestank entwickelt. Entleert kann im eigenen Garten oder im Hausmüll werden. Die Preise für solch ein Produkt liegen bei rund 500 Euro aufwärts. In Österreich bietet die Firma öKlo Mini-Toiletten an, die in jeden Winkel passen und weder Strom noch Wasseranschluss brauchen. Diese Modelle sind ökologisch und platzsparend. Notfalls reicht auch eine Abstellkammer oder eine Garage für den reibungslosen Betrieb. Das öKlo Kombi (siehe Foto) ist auch mit einem Behälter für die Sägespäne ausgestattet.
Die Trenntoilette:
Hier werden Urin und Fäkalien beim Klogang bereits getrennt gesammelt. Der Vorteil: Durch das Trennsystem und die Einstreu mit Sägespänen, Rindenmulch oder Stroh entwickelt sich kein übler Geruch. Es gibt für diese umweltfreundlichen Varianten neben öKlo noch zahlreiche weitere Anbieter:innen im Handel. Die Auswahl ist also recht groß. Geeignet ist eine Trenntoilette sowohl für Innen- wie Außennutzung und auch sie ist Blackout-tauglich.
Das Plumpsklo:
Ab und zu sieht man heute noch das Häuschen mit Herz, das einen simplen Klogang ermöglicht. Die Exkremente landen in einer Sickergrube, über der das Klo gebaut wurde. Ist die Grube voll, muss sie entweder ausgeschaufelt oder das Plumpsklo umgesiedelt werden. Für zu Hause eignet sich dieses Modell wohl kaum, auch wenn es energieautark funktioniert – es sei denn, man verfügt über einen Garten oder ein Grundstück. Im Einsatz ist das Plumpsklo sogar noch gelegentlich auf Almhütten.
Der Toilettenstuhl:
Im Pflegebereich wird heute noch dieser Nachfahre des spätmittelalterlichen Kackstuhls eingesetzt. Der Klo- oder Leibstuhl hat unter der Sitzfläche einen eingehängten Eimer, in dem die Fäkalien landen. Nach dem Geschäft wird der Kübel mit einem Deckel bis zur Entleerung verschlossen. Es gibt sogar fahrbare Modelle. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gedacht, jedoch für den Notfall ebenfalls geeignet. Die Entsorgung der Exkremente kann über den Hausmüll erfolgen.
Das Campingklo:
Urlauber:innen, die gerne unabhängig sind, kennen vermutlich Campingtoiletten. Das Angebot ist groß, aber längst nicht alle Varianten in diesem Bereich kommen ohne Energie, Chemie oder Wasser aus. Wer im Urlaub oder bei langem Stromausfall völlig unabhängig sein will, braucht also eine autarke Sanitärlösung. Die Campingtoilette von öKlo zum Beispiel erfüllt alle Anforderungen, die es braucht – platzsparend, günstig, rasch aufgestellt und einfach zu entleeren. Hinterlassenschaften können im Restmüll entsorgt werden.
Der Nachttopf:
Natürlich können wir es auch wie unsere Vorfahren machen und einen Nachttopf verwenden. Im Mittelalter wurde der Inhalt einfach auf die Straße gekippt – dazu raten wir natürlich nicht. Es würde einen Shitstorm der Nachbar:innen geben. Entsorgt können die Hinterlassenschaften entweder im eigenen Garten werden oder in einem Müllsack fest verpackt zum Hausmüll kommen. Das Fassungsvermögen ist begrenzt. Für einen längeren Zeitraum eher nicht empfehlenswert.
Notfall-Toilettenbeutel:
Diese Plastiksäcke funktionieren immer. Sie können in jeder normalen Heimtoilette angebracht werden und nach dem Geschäft mit Zugband verschlossen in den Hausmüll wandern. Eine billige Ersatzlösung, die so gut wie keinen Stauraum braucht. Reißfeste und tropfsichere Beutel verhindern ein Austreten der Hinterlassenschaften. Viele Säcke werden bereits in biologisch abbaubaren Materialien angeboten. Bleibt nur zu hoffen, dass die Müllabfuhr nicht zu lange ausfällt.
Die Karton-Trockentoilette:
Diese Klos bestehen aus stabilen Kartons, sind leicht zu transportieren und durchaus umweltfreundlich, da biologisch abbaubar. Ein eingespannter Müllsack verhindert ein Durchsickern von Exkrementen. Der Karton kann gefaltet und platzsparend untergebracht werden. An der Seite ist sogar Platz für Klopapier. Ein solch simples Modell ist allerdings nicht sehr langlebig und für Menschen mit etwas zu vielen Kilos eher ungeeignet.
Die Plastikkabine:
Mobile Kunststoffklo, meist aus Polyethylen hergestellt, kennen wir als öffentliche Toiletten. Zur Desinfektion werden oft chemische Zusatzstoffe wie Ammoniumverbindungen, Glutaraldehyd oder Formaldehyd eingesetzt, daher sind sie nicht umweltfreundlich und riechen unangenehm. Denkbar wäre dennoch, dass bei einem Blackout diese Klos der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden. Sie sind leicht zu transportieren und schnell aufgestellt. Zur Entleerung bedarf es allerdings eines Absaugwagens. Ob der dann noch im Einsatz wäre, bleibt fraglich.
Der mobile Toiletteneimer:
Darunter versteht man einen Plastikeimer mit Deckel und Klobrille. Defäkiert wird in einen Müllsack (es gibt auch schon abbaubare Kunststoffbeutel), entleert im Müll. Im Einsatz sind solche Modelle vor allem als Reise-WCs. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen für relativ wenig Geld. Für daheim ist dies eine platzsparende und günstige Variante. Komfort bietet so ein einfacher Eimer allerdings nicht. Wird er nicht regelmäßig geleert und gereinigt, breiten sich zudem schnell unangenehme Gerüche aus.
Geschäft im Freien:
Natürlich ist es auch möglich, sich unter freiem Himmel zu erleichtern, sofern ein geeignetes Plätzchen zur Verfügung steht. In einer Großstadt wie Wien würde es jedoch schwer werden, einen intimen Ort in der Nähe zu finden. Zudem wären Parks, Grünanlagen, Gärten, der Prater oder die Donauinsel binnen kurzer Zeit wohl schwer verunreinigt. Erlaubt ist Wildpinkeln und Defäkieren in der Natur außerdem nicht. Und es ist auch kaum vorstellbar, dass sich die knapp neun Millionen Menschen in Österreich wie die alten Römer unter freiem Himmel treffen, um ihr Geschäft zu verrichten.
Quellen und weiterführende Informationen:
Marc Elsberg: BLACKOUT – Morgen ist es zu spät. Roman.
öKlo: Vor 200 Jahren noch unmöglich, heute Realität
öKlo: Die Hundertwassertoilette 1975
Kommunal.at: Wie die Wasserversorgung bei einem Blackout im Fluss bleibt