Wie Europas Flüsse zum Gesundheitsrisiko werden

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Wie Europas Flüsse zum Gesundheitsrisiko werden

Ein neuer Social Media Hashtag, der 2024 in Frankreich durch die Olympischen Spiele viral wurde: #JeChieDanslaSeine – Übersetzt heißt er: „Ich kacke in die Seine

Für 1,4 Milliarden Euro soll der Fluss für dieses Event gereinigt werden, doch diese Entscheidung sorgt für Aufruhr unter den Parisern. Seit Jahren flehen sie um eine Reinigung der Seine, ohne jemals eine Reaktion der Regierung zu erhalten. Nun werden plötzlich immense Geldmittel für die Reinigung der Seine für die Olympischen Spiele bereitgestellt. Als Demonstration gegen diese Ungerechtigkeit fordern viele Pariser auf, in der Seine ihr Geschäft zu verrichten.

Aber was bedeutet das für die Umwelt und für unsere Flüsse in ganz Europa, wenn die Seine mit Fäkalien verunreinigt wird?

E. coli-Bakterien in unserem Grundwasser

Antibiotikaresistente Bakterien sind zu einem wachsenden Problem in unseren Gewässern geworden. Eine kürzlich durchgeführte Studie des Instituts für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz und der Med-Uni Graz hat alarmierende Erkenntnisse zutage gefördert: In den Flüssen Mur und Drau sind E. coli-Bakterien allgegenwärtig und zeigen besorgniserregende Resistenzen gegen Antibiotika.

Alarmierende Ergebnisse aus der Studie

Forscher entnahmen Wasser- und Sedimentproben an verschiedenen Stellen der Mur und der Drau und untersuchten diese gezielt auf das Vorhandensein von E. coli. Im Labor wurden die Proben auf 21 Wirkstoffe aus sieben verschiedenen Antibiotikaklassen getestet. Die Ergebnisse sind erschreckend: E. coli-Keime aus jeder Entnahmestelle zeigten Resistenzen gegen mindestens eines der getesteten Antibiotika. Die durchschnittliche Resistenz betrug in der Mur 25,85 % und in der Drau 23,66 %.

Bakterien im Wasser

Ein Europäisches Gesundheitsproblem

Die Problematik antibiotikaresistenter Bakterien beschränkt sich nicht nur auf die Mur und die Drau. Europaweit sterben jährlich mehr als 25.000 Menschen an Infektionen mit solchen Bakterien, die hauptsächlich durch Wasser und Lebensmittel übertragen werden. Diese erschreckende Zahl verdeutlicht die Dringlichkeit des Problems und die Notwendigkeit, Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung resistenter Bakterien einzudämmen.

Hierzu haben wir einen eigenen Blogbeitrag zum Thema Trinkwasser, den Du hier finden kannst:

https://oeklo.at/was-ist-eigentlich-in-unserem-trinkwasser

Warum werden Bakterien resistent?

Doch wie kommt es, dass Bakterien plötzlich resistent gegen Antibiotika werden? Die Hauptursache ist der übermäßige und unsachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin. Jedes Mal, wenn Antibiotika verwendet werden, haben einige Bakterien die Chance, zu überleben und sich anzupassen. Diese überlebenden Bakterien können ihre resistenten Gene an andere Bakterien weitergeben, was zur Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen führt.

Vorbeugende Maßnahmen

Um der Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien vorzubeugen, sind mehrere Maßnahmen von den Regierungen und Privatpersonen erforderlich:

1. Reduzierung und Kontrolle des Antibiotikaeinsatzes: Antibiotika sollten nur dann verschrieben und verwendet werden, wenn sie wirklich notwendig sind. Überwachung und strenge Richtlinien in der Human- und Tiermedizin sind entscheidend.
2. Verbesserung der Wasserqualität: Kläranlagen müssen modernisiert und besser überwacht werden, um die Belastung der Gewässer mit resistenten Bakterien zu reduzieren.

Hierzu haben wir einen eigenen Blogbeitrag zum Thema Giftstoffe in Kläranlagen, den Du hier finden kannst: https://oeklo.at/sauber-aber-nicht-rein-giftstoffe-trotz-klaeranlage

3. Hygienemaßnahmen in der Landwirtschaft: Gute landwirtschaftliche Praktiken, einschließlich des verantwortungsvollen Umgangs mit Antibiotika, können die Verbreitung resistenter Bakterien verhindern.
4. Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika: Die Entwicklung neuer Wirkstoffe und alternative Behandlungsmethoden sind notwendig, um gegen resistente Bakterien vorzugehen.
5. Aufklärung und Sensibilisierung: Öffentlichkeitsarbeit und Bildungskampagnen können das Bewusstsein für die Problematik schärfen und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika führen.
6. Spenden: Durch Spenden können Projekte finanziert werden, die darauf abzielen, die Wasserqualität zu verbessern und sauberes Trinkwasser für alle weltweit zugänglich zu machen.

Konsequenzen und Handlungsbedarf

Die Ergebnisse der Studie sind ein Weckruf für Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Es ist dringend notwendig, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren und strenger zu kontrollieren. Zudem müssen effektive Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität und zur Überwachung der Gewässer ergriffen werden. Nur so können wir verhindern, dass sich antibiotikaresistente Bakterien weiter ausbreiten und die Gesundheit von Mensch und Tier gefährden.

Die Flüsse Mur und Drau sind nur ein Beispiel für ein globales Problem, das uns alle betrifft. Es liegt in unserer Verantwortung, nachhaltige Lösungen zu finden und umzusetzen, um die Ausbreitung resistenter Bakterien einzudämmen und zukünftige Generationen zu schützen.

Durch die Einsparung von Wasser und die Vermeidung chemischer Zusätze trägst Du aktiv dazu bei, die Ausbreitung antibiotikaresistenter Bakterien einzudämmen und unsere Flüsse sauber zu halten. Jede:r kann einen Unterschied machen! Wende Dich an Deine Gemeinde oder Dein Magistrat und rege die Nutzung unserer umweltfreundlichen Trockentoiletten an. Gemeinsam können wir eine bessere Zukunft für unsere Gewässer gestalten.Wir haben extra ein Tool gebaut – mit dem Du ganz einfach eine E-Mail abschicken kannst. Nutze dafür gerne unseren praktischen E-Mail-Generator.

öKlo Toilette am Fluss

Unsere Beiträge und Artikel zu den Themen Umwelt, Nachhaltigkeit, Forschung & Kompostierung und anderem findest Du auf: www.oeklo.at/blog

Quellenangabe:
Studie des Instituts für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz und der Med-Uni Graz.: https://www.mdpi.com/2076-0817/13/2/171#
Der Standard: Antibiotikaresistente Bakterien in Mur und Drau quasi heimisch

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