Der Mensch hat ein Recht auf Rausch.
Konsum ist etwas Allgegenwärtiges. Wir alle begeistern uns für unterschiedliche Dinge. Rausch an sich ist ein sehr dehnbarer Begriff und kann auf unterschiedlichste Art und Weise assoziiert werden. Sei es der Extremsportler, der sich waghalsig in seinen nächsten Stunt hinein stürzt, um ein Adrenalin-High zu verspüren oder der Junkie in der Bahnhofstoilette, der sich seinen nächsten Schuss setzt, damit sein Alltag erträglicher wird. Jemand mit einer Vorliebe für Achterbahnen erlebt beim ins Tal hinabrasen denselben Effekt wie ein Drogenabhängiger in dem Moment als er seinen Stoff konsumiert hat. Euphorie.
Durch die Freisetzung des sogenannten „Glückshormon“ Dopamin wird im Körper ein inniges Gefühl von Freude und Wohlbefinden erzeugt. Es ist eben dieses Gefühl, dem Suchtkranke hinterherjagen, da es den Konsumenten für die Dauer des Highs Sorgen und Probleme vergessen lässt. Dass dieser Prozess sich täglich mehrmals wiederholt und letztendlich zu einem Teufelskreis wird sollte jedem bewusst sein.
In Deutschland und der Schweiz gibt es schon seit Jahrzehnten halblegale, öffentlich zugängliche Räumlichkeiten für Drogensüchtige. Im Konsumraum wird den Suchtkranken unter menschlichen Bedingungen steriles Spritzbesteck und benötigtes Werkzeug zur Verfügung gestellt um einen möglichst risikoarmen Konsum zu ermöglichen. Den Stoff muss man selbst mitbringen. Da für die Polizei jeder in unmittelbarer Umgebung der Einrichtung potenzieller Drogenbesitzer ist, gibt es Sonderregelungen, die den Konsumenten ermöglichen Gebrauch von dem Angebot zu machen ohne jedes Mal durchsucht und verhaftet zu werden.
Seit der Entstehung dieser Anlaufstellen ist die Zahl der Drogentoten sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz zurückgegangen. Orte, an denen sich Suchtkranke regelrecht versammelt haben, konnten entlastet werden und somit die Kriminalitätsrate wegen fernbleibender Dealer gesenkt werden.
Keine Konsumräume in Österreich
Ganz anders ist die Situation in Österreich. Hierzulande gibt es keine öffentlichen Konsumräume. Vielmehr nimmt unsere Politik eine eher abgeneigte Haltung gegenüber der Idee ein, auch bei uns ein solches Angebot ins Leben zu rufen. Unsere Straßenszene sei nicht groß genug und es gebe deshalb vorerst keinen Bedarf für eine solche Einrichtung. Stattdessen setzt man auf Therapieverfahren und Ausstiegshilfen. Drogen werden so oder so konsumiert. Ob nun in einer vom Staat zur Verfügung gestellten Anstalt, oder unter der nächsten Brücke, macht dabei zunächst für die Abhängigen keinen Unterschied.
In den letzten Jahren haben sich einige Hotspots der Szene gebildet, an denen sich Suchtkranke, Obdachlose und Punks täglich versammeln um sich auszutauschen, zu dealen oder offen Drogen zu konsumieren. Während stark frequentierte Orte wie der Karlsplatz durch unterschiedliche Maßnahmen, wie vermehrte Polizeipräsenz oder sogar ein Alkoholverbot am Praterstern einigermaßen unter Kontrolle gebracht werden konnten, führen diese Maßnahmen auf lange Zeit gesehen jedoch nicht ans Ziel. Die Szene verschwindet nicht, sie verlagert sich nur solange, bis der nächste Ort zum „Hotspot“ erklärt wird und wieder dagegen vorgegangen werden muss. Darum werden vor allem Parks, Spielplätze, leerstehende Gebäude und öffentliche Toiletten kurzerhand zu Konsumräumen umfunktioniert und sehr zum Leiden der Anrainer regelrecht belagert.
Vor allem fällt auf mobile Toiletten häufig die Wahl als nächsten Zwischenstopp – und dies bringt einige Probleme mit sich. Neben den unhygienischen Bedingungen und damit einhergehenden Gefahr vor Infektionen auf öffentlichen Klos, sind die Konsumenten in den meisten Fällen auf sich allein gestellt. Weiters benutzen gerade diese häufig gestreckten Stoff, der zu unvorhersehbaren Komplikationen führen kann. Diese Umstände führen dazu, dass die Zahl an Drogentoten in Österreich verhältnismäßig weit höher als in Deutschland ist, da kein medizinisch ausgebildetes Personal zur Seite steht welches im Ernstfall qualifizierte Hilfe leisten kann.
Mangelhafte Lösungen
Wir sind uns sicher, dass die große Mehrheit an öffentlichen Toiletten-Anbietern in Österreich bereits Erfahrungen mit Drogenmissbrauch auf ihren Klos gemacht hat – so sind auch wir bereits damit konfrontiert worden. Und bestimmt spielt bei dem einen oder anderen Mitarbeiter auch ein gewisser Gedanke oder die Sorge einer Infektion mit. Das HI-Virus oder Hepatitis kann Tage oder sogar Wochenlang in Spritzen replikationsfähig bleiben.
Um unseren MitarbeiterInnen hier besonderen Schutz zu bieten, statten wir diese mit Stichfesten Handschuhen aus, da wir das Risiko hier möglichst minimieren wollen.
Und somit wird auch nachvollziehbar, dass wir eine Diskussion zu dem bewährten Systemen nach Deutschem und Schweizer Vorbild zumindest anregen können. Dies trägt nicht nur zur Sicherheit unserer MitarbeiterInnen bei, sondern hilft anderen BenutzerInnen von öffentlichen Toilettenanlagen. Weiters wäre es auch ein Schritt in die richtige Richtung um auch die oben genannten Probleme aktiv zu bekämpfen.
Um Rauschgiftsüchtige davon abzuhalten sich auf Toiletten zu spritzen hat man u.A. in Linz oder Wels blaue UV-Leuchtstoffröhren auf WC Anlagen installiert. Diese sollen aufgrund der Hautfärbung das Auffinden von Venen extrem erschweren und damit intravenösen Drogenkonsum vorbeugen. So konnte man laut Bahnhofsvorständen nach einer ersten Zwischenbilanz eine merkbare Verbesserung der Situation feststellen. Ob diese Maßnahme allerdings gegen andere Konsumformen wie rauchen, auf nasalem Weg oder Intramuskulär hilft ist aber natürlich denkbar einfach zu beantworten.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die derzeitige Situation auf öffentlichen Toiletten genug Stoff für Verbesserungsvorschläge in sich birgt.
Quellen
https://www.progress-online.at/artikel/sicher-sauber-unerw%c3%bcnscht
http://infekt.ch/2010/09/langes-ueberleben-von-hepatitis-c-in-spritzen/
http://ab-ort.blogspot.com/2010/06/blaues-licht.html
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