Sicher kennt ihr Sprüche wie: „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen“ oder „Erbsen, Bohnen und Linsen bringen den Arsch zum Grinsen.“ Beide Zitate aus dem Volksmund deuten darauf hin, dass Furzen in der Vergangenheit weder verpönt noch unanständig war und außerdem zurecht als gesund angesehen wurde.
„Aus einem traurigen Arsch fährt nie ein fröhlicher Furz“, meinte etwa schon der Reformator Martin Luther (1483–1546). Auch der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart ließ sich in seinen Briefen gerne über das Furzen aus. Das Wunderkind war bekannt für seine Fäkalsprache und derben Witze.
Erst im Laufe der Geschichte wurde das Furzen tabuisiert. Wenn heutzutage jemand in der Öffentlichkeit oder im Büro furzt, wendet man sich wahrscheinlich pikiert ab, lächelt verlegen oder sucht schnell das Weite – außer man ist die österreichische Polizei.
Furzen untergräbt staatliche Ordnung
Bei ihr gilt Winde ablassen als Beleidigung. Bei einem Einsatz in Wien vor zwei Jahren argumentieren die Exekutivbeamten folgendermaßen: „Der Angezeigte erhob sich leicht von der Parkbank, blickte die Beamten an und ließ offenbar in voller Absicht einen massiven Darmwind in unmittelbarer Nähe der Beamten ab.“
Das schmeckte diesen gar nicht und sie zeigten den Verursacher des Furzes an. Dieser wählte den Weg zum Gericht und erhob Einspruch, wurde jedoch mit folgender Begründung abgewiesen: (…) „weil diese Handlungsform geeignet erscheint, jedwede staatliche Ordnung völlig zu untergraben und der Lächerlichkeit preiszugeben“.
Der 22-jährige Wiener wurde zu 500 Euro Strafe verurteilt (die später auf 100 Euro reduziert wurde), da das Pupsen eine „die Grenzen des Anstandes überschreitende Form der Meinungsäußerung“ darstellt, urteilte das Verwaltungsgericht. Diesen Rechtsspruch könnte man zurecht „a so a Schas“ nennen. Luther und Mozart hätten uns wahrscheinlich ausgelacht.
Ein gesunder Mensch furzt nämlich, unabhängig von Alter oder Geschlecht, im Schnitt bis zu 14 Mal am Tag. Dieser Vorgang wird in der Fachsprache als Flatus (lateinisch: flatus – Wind, Blähungen) bezeichnet.
In unserem Darm bilden sich bei der Verarbeitung unserer Mahlzeiten Gase, sogenannte Darmwinde, die irgendwann rausmüssen. Und das ist auch gut so, denn mit dem Entweichen der „Winde“ lassen wir Luft hinaus, die wir beim Essen geschluckt haben. Furzen ist uns allen zwar unangenehm, aber durchaus gesund. Für den beißenden Geruch mancher Pupse ist vor allem Schwefelwasserstoff verantwortlich (Indol und Skatol).
Mit unserer Ernährung können wir die abgehenden Gase beeinflussen – eine große Anzahl von Lebensmitteln gilt als blähend, etwa Knoblauch, Zwiebel, Hülsenfrüchte, fetthaltiger Käse, Kohl oder die tonangebenden Bohnen. Wer unter Blähungen leidet, kann mit Kreuzkümmel, Koriander oder Ingwer gegensteuern.
Quellen und weiterführende Infos:
Mehr Blogs zu verwandten Themen: Unser Blog
Wie entsteht ein Pups: https://www.planet-wissen.de/natur/anatomie_des_menschen/darm/pwiewieentstehteinpups100.html
Kurt Palm im STANDARD: https://www.derstandard.at/story/2000126247690/no-wind-no-word-die-geschichte-eines-furzes