Im motivierten Team von öKlo steckt mehr, als Sie denken. Bei uns wird nicht nur gezimmert, gehämmert, gebaut und sortiert, sondern auch geforscht. Und dabei setzen wir auf (menschlichen) Mist. Auf unserem Betriebsgelände in Wolkersdorf im Weinviertel führen wir mehrere Projekte durch, wie menschliche Fäkalien und Urin künftig für Düngemittel und als kompostähnliches Substrat genutzt werden könnten.
Unsere Komposttoiletten trennen bei jedem Klogang den Urin vom Kot. Urin besteht zu 90 Prozent aus Wasser – die verbleibenden zehn Prozent können als mineralische und organische Salze abgetrennt und zur Düngerherstellung verwendet werden. Brauchwasser eignet sich zum Gießen oder Waschen. Somit wird kein Wasser verschwendet.
Der restliche Abfall der Trenntoiletten besteht zu rund 80 Prozent aus Sägespänen, rund fünf Prozent Klopapier und etwa 15 Prozent menschlicher Exkremente. Durch thermische und oxidative Behandlung werden die Mikroorganismen bzw. Krankheitserreger abgetötet, sodass der Kot kompostiert werden kann und in wertvollen Humus umgewandelt wird.
In Zeiten von immer knapper oder auch teurer werdenden Rohstoffen wollen wir Alternativen schaffen, die uns in eine bessere – nämlich nachhaltigere – Zukunft führen. Der Umwelt zuliebe. Ein gesunder Boden mit gesunden Pflanzen ohne Chemie ist Teil einer Entwicklung hin zu einem gesunden Kreislauf. Wir müssen unseren Lebensraum schützen. Die Temperaturen des Planeten steigen. Es braucht also neue Verfahren, um noch größere Probleme zu vermeiden. Nachhaltigkeit ist das Schlagwort der Zukunft.
In unseren Hinterlassenschaften befinden sich wertvolle Nährstoffe wie zum Beispiel Phosphor, jedoch auch Schadstoffe wie Arzneimittelrückstände, Hormone und gefährliche Mikroorganismen. Diese störenden Substanzen müssen beim Kompostierungsprozess eliminiert sowie die Nutzbaren so gut wie möglich geschützt werden. Fäkalien könnten auch zum Heizen, zur Stromerzeugung, Baustoffherstellung oder Biogaserzeugung genutzt werden. Eine zukunftsweisende Alternative.
öKlo arbeitet auch mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien zusammen. Es konnte gemeinsam nachgewiesen werden, dass die Verwertung von menschlichen Hinterlassenschaften mithilfe moderner Technik unbedenklich ist. Feststoffe zur Kompostierung zu verwenden, anstatt sie in die Kläranlagen zu spülen wäre also durchaus möglich.
Vorgemacht hat das die Schweiz, wo bereits vielversprechende Projekte laufen. In der Praxis wird es vermutlich etwas schwierig, Humusdünger aus einer Trockentrenntoilette in der Landwirtschaft einzusetzen. Das Gesetz erlaubt es nicht, denn noch ist das Ausbringen von menschlichen Ausscheidungen nicht gewerblich erlaubt – sowohl Kompost– wie auch Düngemittelverordnung verbieten die kommerzielle Nutzung.
Die Forschungsprojekte unseres Unternehmens dienen also nur zu Versuchszwecken.
Feste und flüssige Stoffe
Voraussetzung für die Wiederverwertung ist die Trennung von festen und flüssigen Stoffen, also von Fäzes mit Sägespänen (oder Stroh) und Toilettenpapier sowie Urin. Wir haben in einem Versuch, Fäzes in Kompost zu verwandeln, ein Gemisch von 50 Volumenprozent kompostierbarer Biomasse und 33 Prozent Trockentoiletten-Inhalt mit Grün- sowie Strauchschnitt und Holz vermischt.
Dieses Gemisch muss bei ausreichender Hitze (mindestens 50 Grad) zumindest acht Wochen lang bei oftmaligem Wenden ruhen, um eine Hygienisierung zu erreichen. Fäkalienkeime werden dabei abgetötet. Ein Schnellversuch zeigte, dass bereits nach zwei Wochen „böse“ Bakterien verschwinden. Es entsteht unbedenklicher „Kompost“, der jedoch nicht so genannt werden darf. öKlo hat auch Pellets gepresst und deren Heizwert bestimmen lassen. Weiters gab es Versuche, Zement zu gießen. Nicht alle Projekte haben wissenschaftliche Ergebnisse gebracht, wir haben jedoch daraus gelernt.
Aus dem Urin gewinnen wir vor allem wertvollen Phosphor wie Struvit. Das ist ein seltenes Mineral aus der Klasse Phosphate, Arsenate und Vanadate. Struvit eignet sich hervorragend als Düngemittel für die Landwirtschaft. Bei öKlo steht die sogenannte Fällung von Struvit an oberster Stelle.
Ein anderes Experiment zeigt: Beim Abbau von Fäkalien und Harn oder auch von tierischen Abfällen entsteht Ammonium. Dieses wird durch Bakterien in Nitrit und daraufhin in Nitrat umgewandelt. Die sogenannten Nitrifikation ist die bakterielle Oxidation von Ammoniak bzw. von Ammonium-Ionen. Ammoniak kann mittels abgestorbener Biomasse wieder in Nitrat verwandelt werden. Es entsteht stickstoffhaltiger Mineralnährstoff, der als Pflanzendünger eingesetzt werden kann.
Dünger ist am Weltmarkt derzeit ein knappes und sehr teures Gut. Die Phosphatvorkommen der Erde könnten außerdem bereits in etwa 50 Jahren komplett ausgebeutet sein. Es ist zu erwarten, dass die Europäische Union noch in diesem Jahr der Fällung von Struvit eine Zulassung erteilen wird.
Pathogene Bakterien wie Listerien, Salmonellen oder Staphylokokken können Mensch und Tier Schaden zufügen, daher muss Lebensmittelsicherheit immer an oberster Stelle stehen.
Die Qualitätskriterien für Lebensmittel in Österreich sind auf hohem Niveau, dennoch kommen Erkrankungen vor. Auf Basis von menschlichem Kot gedüngte Esspflanzen wären wohl unbedenklich zu konsumieren, wenn die erforderlichen Prozesse eingehalten werden.
So ein Mist von Tier und Mensch
Wir kennen das Ausbringen von Ausscheidungen bisher aus der Landwirtschaft, wo man tierische Gülle, also Jauche und Tiermist als Bodennährstoff einsetzt. Menschliche Ausscheidungen sind dagegen heutzutage tabu. Das müsste nicht sein, denn sie können – wie unsere Forschungsprojekte beweisen – gut recycelt werden und so zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft beitragen.
Gesetzliche Einschränkungen erlauben dies derzeit jedoch nicht. öKlo hat verschiedene Wege beschritten, um zu beweisen, dass Fäkalien nach bestimmten Prozessen unbedenklich sind. Verbote machen erfinderisch.
Manche Menschen mögen bei der Nutzung von Düngemitteln aus Fäkalien auf den Feldern Bedenken haben – diese sind jedoch unbegründet. Vielleicht bringen uns die hohen Düngerkosten früher oder später doch dazu, das Thema emotionslos und wissenschaftlich zu diskutieren. Vergessen wir nicht: Rohstoffe sind auf unserer Erde endlich, die Ausbeutung der Natur darf nicht so weitergehen, wir brauchen Alternativen. Klärschlamm und Fäkalienabfälle dürfen in der Europäischen Union verbrannt werden. Damit einher geht ein hoher Energieaufwand und auch CO₂-Ausstoß. Wertvolle Ressourcen bläst man somit umweltschädlich in die Luft.
Zukunftsweisende Projekte mit der sogenannten „schwarzen Soldatenfliege“ aus der Familie der Waffenfliegen zeigen, dass mit ihrer Hilfe eine biologische Abfallwirtschaft in Gang gebracht werden kann. Die Larven fressen organische Abfälle – auch Toilettenabfälle – und wandeln diese in Eiweiß um. Sie wachsen extrem schnell und können als Eiweißlieferanten für Fisch-, Hühner- oder Schweinefutter genutzt werden.
Das würde die Überfischung der Meere einbremsen, denn Fischmehl oder -öl als Tierfutter schädigen die Populationen in den Weltmeeren noch zusätzlich massiv. Die Bevölkerung der Welt – egal ob im Jemen, in Kenia, in Algerien, Uganda, Deutschland, Österreich oder Japan – hat das Recht auf den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Ernährungssicherheit sowie auf ein Klima, das unser Überleben und jenes unserer Kinder sichert.
Von Anfang an war es den Expert:innen öKlo wichtig, nicht nur saubere und hygienische mobile Toiletten ohne Einsatz von Chemikalien zu bauen, sondern auch darüber nachzudenken, was mit deren Inhalt passieren soll.
Wir sind Idealist:innen, die daran glauben, dass die Welt durch neue Ideen ein Stück besser werden kann. Klimakrise, Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine mit den einhergehenden Lieferengpässen und den Sanktionen gegen Russland zeigen uns allen deutlich, wohin die Reise geht, wenn wir nicht bescheidener, nachhaltiger, ökologischer und weniger verschwenderisch leben. In uns allen steckt mehr, als man denkt!
Umdenken, Neudenken, Weiterdenken ist gefragt. Dafür stehen wir von öKlo!
Weiterführende Links zum Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=Qe-s60XGYc0
https://www.simplyscience.ch/teens/wissen/von-dung-zu-duenger