Verwendung statt Verschwendung
Während in Österreich tierische Fäkalien als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden dürfen, können menschliche Hinterlassenschaften nicht wiederverwertet werden. Damit werden wertvolle Ressourcen verschwendet, statt verwendet. Die Kompostverordnung verbietet es, Fäkalien von Menschen in Umlauf zu bringen. Wertvolle Stoffe wie Phosphat, Kalium oder Stickstoff werden damit der Kreislaufwirtschaft entzogen.
Gerade werden weltweit wegen des Ukraine-Kriegs, der Erdgas massiv verteuert hat, Düngemittel knapp und zu Höchstpreisen gehandelt. Das lässt unter anderem unsere Lebensmittelpreise massiv steigen, da durch zu wenig Düngung die Erträge sinken. Organischer Dünger wie Gülle, Jauche, Mist, kompostierte Pflanzenreste oder eben auch menschliche Hinterlassenschaften wären eine kostengünstige Alternative.
Der Mensch gegen das Tier
Gemäß der EU-Abfallrichtlinie aus dem Jahr 2008 sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, Abfälle nach der vorgeschriebenen Richtlinie zu entsorgen (2008/98/EG). So dürfen eben tierische Fäkalien ausgebracht werden, menschliche jedoch nicht – selbst wenn sie durch wissenschaftliche Techniken von Schadstoffen befreit wurden. Ein von öKlo in Auftrag gegebenes Gutachten hat gezeigt, dass diese Differenzierung wenig Sinn ergibt, solange die entsprechende Behandlung stattfindet. Mit einer simplen Verordnungsänderung könnten wertvolle Stoffe recycelt werden. Bis dahin dürfen die Hinterlassenschaften aus unseren Trockentoiletten also nicht in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden.
Ökologisch und ökonomisch sinnvoll
Die globale Verknappung von Rohstoffen führt zu immer höheren Preisen. Für die Produktion von Düngemitteln werden wertvolle Energieressourcen verschwendet. Lange Transportwege heizen den Klimawandel weiter an. Die Verwertung von menschlichen Fäkalien wäre also ökologisch wie auch ökonomisch sinnvoll.
Unsere Ausscheidungen enthalten Phosphor, Kalium, Magnesium, Calcium und Schwefel, sowie die Stoffe Bor, Chlor, Eisen, Mangan, Nickel und Zink. Nährstoffe also, die als Düngemittel wertvoll wären. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft und Abfall e. V. (DWA) fand heraus, dass bis zu 25 Prozent synthetischer Mineraldünger durch Recyclingdünger aus Menschenkot ersetzt werden könnte.
Ein Beispiel: Der Bedarf an Energie für Produktion, Transport und Ausbringung von Stickstoffdünger entspricht dem Energiegehalt von etwa zwei Tonnen Erdöl. Österreich verbraucht jährlich rund 117.000 Tonnen Dünger aus Stickstoff.
Ein weiteres Beispiel: Phosphat, ein lebenswichtiger Pflanzennährstoff, schädigt beim Abbau (zum Beispiel in Marokko, Peru oder China) Arbeiter und Umwelt gleichermaßen. Außerdem ist die Ressource endlich und könnte schon in 20 Jahren komplett ausgebeutet sein. Letztendlich landet Phosphat gemeinsam mit Medikamentenrückständen und Schwermetallen im Klärwasser.
Entweder Abfall oder kostbarer Dünger
Es ist leider so, dass Österreich mit seiner Abfallwirtschaft noch nicht in das (post-) moderne Zeitalter eingetreten ist, sondern an vermeintlich „Altbewährtem“ festhält. Es fehlen Visionen, zukunftsorientierte, ökologische, klimaschonende und progressive Verfahren und Lösungsansätze.
Dabei gäbe es Alternativen, um aus Abfällen kostbaren Dünger zu machen. Vorgemacht hat dies etwa die Schweiz. Der Komposttoiletten-Hersteller Greenport hat gemeinsam mit dem Wasserforschungsinstitut der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) den„Aurin-Recyclingdünger“ entwickelt. Im sogenannten VUNA-Recyclingverfahren werden wertvolle Nährstoffe aus menschlichem Urin gewonnen. Anders als in Österreich darf dieser Dünger bei unseren Nachbarn verkauft werden. „Aurin“ wurde vom Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft zur Düngung von essbaren Pflanzen 2008 zugelassen. Von Stickstoff, Phosphor und Kalium bis zu vielen wertvollen Spurenelementen ist alles drin.
Auch ein zukunftsträchtiges Verfahren zur Verwertung von menschlichen Fäkalien haben die ETH und Greenport entwickelt und im Züricher Zoo erfolgreich getestet. Das fruchtbare Bodensubstrat, „Terra Preta“ genannt, wird durch eine Zersetzung aus Kompost, Aktivkohle und menschlichem Kot gewonnen. Der Biologe des Tiergartens, Dr. Martin Bauer, kommentierte den Versuch so: „Die Bananenstauden sind in kürzester Zeit vier oder fünf Meter groß geworden und tragen Früchte. Wir sind so begeistert, dass wir die Erde auch noch auf anderen Flächen einsetzen werden.“
Schwarze Erde und braunes Gold
öKlos Firmenslogan – „In Dir steckt mehr als Du denkst“ – deutet schon an, worauf wir hinauswollen, nämlich menschliche Fäkalien zu nutzen. In Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (Boku) und der AGES (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit) hat öKlo ein Schnell-Kompostierverfahren entwickelt. Organische Abfälle wie Lebensmittelreste, Papier, Grünschnitt oder Küchenabfälle und eben auch menschliche Ausscheidungen werden in einem Prozessverfahren in wertvollen Humus beziehungsweise kompostierte Masse verwandelt. Das dauert nur wenige Tage und aus den Abfällen ist braunes Gold geworden.
Die Resultate sind ermutigend. Das Substrat, das entsteht, weist neben vielen anderen wertvollen Stoffen eine erhöhte Konzentration an Nitraten, Phosphaten und Kalium (NPK) auf. Es enthält die gleichen Pflanzennährstoffe, wie sie in der Natur in einem gesunden Boden vorkommen. So gut gedüngt entsteht fruchtbare schwarze Erde.
Wenn Ihr Euch über die etablierten Verfahren zur Herstellung von wertvollen Stoffen aus menschlichen Hinterlassenschaften informieren wollt, legen wir Euch unseren Blog ans Herz: Er enthält umfassende Informationen über etablierte Verfahren aus der ganzen Welt.
Die Zeit ist reif zu handeln
Nachhaltige Lösungen müssen rasch umgesetzt werden. Wir alle sind von der Klimakrise massiv bedroht und brauchen Alternativen. Es darf kein Tabu mehr sein, unsere Ausscheidungen wiederzuverwerten. Und keine Angst: Sie sind hochwertig und einwandfrei hygienisch.
Wir von öKlo fordern daher dringend die Novellierung der österreichischen Kompostverordnung!