Die save!-Toilette: Das Wunderwerk der Zukunft?

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Die save!-Toilette: Das Wunderwerk der Zukunft?

Teströhren gefüllt mit Urin in einer Halterung, über der ein Apparat für Testungen platziert ist. Im Hintergrund sieht man weitere, leere Röhren.
Der Urin des Menschen enthält wertvolle Rohstoffe, die als Dünger dienen können. Für das “flüssige Gold” entwarf eine österreichische Firma die save!-Toilette, die zukunftsweisend sein könnte.

Viele Jahre lang haben es mobile Trocken- und Trenntoiletten bereits vorgemacht: Kot und Urin werden schon beim Klosettbesuch voneinander getrennt, um ihr Recycling zu ermöglichen. Hersteller wie die niederösterreichische Firma öKlo – oder Laufen und deren save!-Toilette – weisen seit Jahren (vergeblich) darauf hin, dass menschliche Fäkalien wertvolle Rohstoffe enthalten, die als Düngemittel wiederverwertet werden können. Der Ruf blieb bisher ungehört. Die Ausbringung von menschlichen Fäkalien bleibt – mit Ausnahme des Privatbereiches – verboten.

Nun könnte aber endlich Bewegung in die Sache kommen, da auch langsam Forschung, Industrie und Politik auf die Möglichkeit der Wiederverwertung aufmerksam werden. Aufgrund des Ukraine-Krieges sind die Preise für Düngemittel weltweit massiv gestiegen, da Russland ihren Export stark eingeschränkt hat. Dünger besteht vor allem aus Stickstoff, Phosphor und Kali – ohne diese Zutaten, die sich auch im menschlichen Urin finden, gibt es kein Pflanzenwachstum. Eine massive Nahrungsmittelkrise würde drohen, wenn sich Landwirte keine Düngemittel mehr leisten können oder es sie am Markt gar nicht mehr gibt, weil Russland nicht liefert.

Deutschland reagiert und will ab dem Jahr 2029 Städte und Gemeinden verpflichten, menschlichen Urin zu recyceln, um Phosphor zurückzugewinnen. Dazu muss dieser jedoch erst einmal in großen Mengen – und am besten getrennt von Kot – gesammelt werden.

Dem Urin mit der save!-Toilette eine Falle stellen

Eine Lösung hierfür könnte die Schweiz haben. Das Sanitärtechnik-Unternehmen Laufen entwickelte gemeinsam mit der Eawag (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) sowie dem österreichischen Designstudio EOOS eine Separationstoilette (genannt save!) mit einer in der Keramikschüssel eingebauten sogenannten „Urin-Falle“. Diese leitet den Urin ab, der in weiterer Folge gesammelt, getrocknet und wiederverwertet werden kann.

Das WC unterscheidet sich in Aussehen und Nutzung nicht von einem herkömmlichen Klo. Männer müssten allerdings im Sitzen pinkeln – der moderne Mann sei dazu bereit, glaubt Laufen-Österreich-Chef Christian Schäfer. Ein Mensch produziert jährlich rund 50 Liter Dünger, sagt Schäfer. Es brauche jedoch gemeinsame Anstrengungen von Industrie, Architektur und Stadtentwicklung, „um die nötigen Voraussetzungen für ein nachhaltiges Abwassermanagement zu schaffen“. Kein Unternehmen könne diese Aufgabe alleine stemmen.

Das Konzept der save!-Toilette von Laufen. Auf der Grafik ist zu sehen, wie genau der Urin von den Fäkalien getrennt wird. Der Prozess erfolgt durch die sogenannte Urinfalle, die diesen für spätere Verwendung direkt auffängt.
Weltweit das erste WC in Serienreife, das Urin und Kot trennt. Grafik: Laufen

In Wohnhäusern oder Bürogebäuden eingebaut, wäre diese Lösung wohl zukunftsweisend. Ziel der Entwickler:innen war, nicht nur die Rückgewinnung zu erleichtern, sondern auch das Eindringen von Stickstoff in unser Ökosystem zu vermindern.

Harn besteht zu 95 Prozent aus Wasser, enthält aber eben auch Phosphor, Stickstoff und Kalium. Über die Kläranlanlagen gelangen diese Stoffe in Küstengebiete, Flüsse und Meere. Dort begünstigt der Stickstoff das Wachstum von Algen, welche manche Flussmündungen und Küstenabschnitte in Todeszonen verwandeln.

Phosphor wird zu Dünger statt zu Abfall

Recycler:innen haben es hingegen vor allem auf Phosphor abgesehen. Denn dieser Rohstoff wird knapp: Schon in wenigen Jahrzehnten könnten die Vorkommen auf der Erde komplett ausgebeutet sein. Nur einige Länder bauen Phosphor ab: Marokko, China, Tunesien, Südafrika, Jordanien und Russland zählen zu den größten Lieferanten auf dem Weltmarkt.

Da sich Phosphor durch nichts ersetzen lässt, bleibt nur die Möglichkeit des Recyclings übrig. Pilotversuche über seine Wiedergewinnung aus Klärschlamm laufen bereits, zum Beispiel im deutschen Erlangen. Diese Verfahren sind jedoch noch nicht ausgereift und teuer.

Daher läge es nahe, Urin schon vor der Klärgrube zu separieren, wie es Laufen vorzeigt und Komposttoiletten-Hersteller (beispielsweise wir mit unserem öKlo Klassik) bereits tun. öKlo forscht seit Jahren daran, wie Fäkalien wiederverwertet werden können und hat damit bereits gute Erfolge erzielt. Das Wissenschaftsteam des Start-ups aus Niederösterreich weist unermüdlich darauf hin, dass menschliche Exkremente wertvolle Rohstoffe enthalten, die recycelt werden können.

Dünger aus Urin: Es funktioniert bereits

Im Schweizer Unternehmen Vuna hat man mit dem Produkt Aurin seit 2018 bereits ein genehmigtes Stickstoff-Düngemittel aus aufbereiteten Urin auf dem Markt. Das Herstellungsverfahren, bei dem Hormone, Medikamentenrückstände und Krankheitserreger aus dem Harn herausgefiltert werden, ist jedoch aufwändig und das Produkt daher zu teuer für einen großflächigen Einsatz.

Es wird also noch ein Weilchen dauern, bis unser Pipi ebenso wie Schweinegülle oder Kuhmist genutzt werden kann. Lieferant:innen des „flüssigen Goldes“ gäbe es bereits jetzt genug. Und sie liefern mehrmals täglich – und noch dazu gratis.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.oeklo.at

https://www.spektrum.de/news/wie-das-urin-recycling-die-welt-retten-koennte/1989562

https://www.welt.de/dieweltbewegen/article13585089/Am-Phosphor-haengt-das-Schicksal-der-Menschheit.html

https://www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/umwelt/phosphor-was-tun-wenn-ein-pflanzennaehrstoff-knapp-wird

https://www.derstandard.at/story/2000138173566/proteinreiche-ernaehrung-macht-menschlichen-urin-zum-umweltproblem

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