Am Forschungsgelände von öKlo in Wolkersdorf wurde erstmals ein Praxistest durchgeführt, der zukunftsweisend sein könnte: Im Juni 2022 legte das Forschungsteam sechs Hochbeete an und befüllte sie mit kompostierten Inhalten aus (den öKlo-)Trockentoiletten bzw. mit herkömmlicher, für den ökologischen Landbau geeigneter Pflanzenerde aus dem Handel. Damit wurde getestet, ob unser Dünger aus Fäkalien tatsächlich bessere Ernte bringen kann.
Drei der Beete wurden mit öKlo Erde befüllt, die drei anderen mit konventioneller Erde. Die Erde wurde zu gleichen Teilen mit Quarzsand vermischt. Auch die Standortbedingungen der Hochbeete waren exakt gleich.
Die Hochbeete wurden mit jeweils einer Tomatenpflanze, einer Melanzani sowie einer Melonenpflanze bepflanzt. Dann kommt erst einmal der Faktor Zeit ins Spiel. Den ganzen Sommer über hatten die Pflanzen unter denselben Bedingungen Zeit zu wachsen. Da der Garten ostseitig liegt, war die Sonneneinstrahlung für ein optimales Wachstum nicht perfekt.
Regelmäßig überprüfte das öKlo-Forschungsteam Pflanzengröße und Wachstum. Geerntete Früchte wurden gemessen, gewogen und verglichen. Wer würde besser performen? Diese spannende Frage stand während des Sommers unbeantwortet im Raum. Den zu Beginn des Experiments war keineswegs klar, wer das Rennen machen wird. Es stand nicht einmal fest, ob es überhaupt ein Resultat geben würde.
Überraschendes Ergebnis
Im Oktober, am Ende des Versuches, wurden die Pflanzen samt Wurzeln ausgegraben, gewogen und schließlich getrocknet. In getrocknetem Zustand erfolgte eine neuerliche Messung der Daten, indem Wurzeln, Sprosse und Blätter getrennt gewogen wurden.
Das Ergebnis war durchaus verblüffend: Im Schnitt sind die Pflanzen mit öKlo-Erde dreimal besser gewachsen als die Vergleichspflanzen. Das heißt in diesem Zusammenhang, dass die Pflanzen, die den Dünger aus Fäkalien genossen haben, die dreifache Menge an Trockenbiomasse, vor allem in Form von Kohlenstoff, aufgebaut haben.
Am besten performten die Melanzani. Ihr Wachstum war um 5,8 Mal besser als das der Melanzani aus der Vergleichsgruppe. Bei den Paradeisern betrug der Unterschied nur 1,7. Obgleich auch die öKlo-Melonen beim Wachstum die Nase vorn hatten, konnten sie im Endeffekt nicht in die Studie aufgenommen werden, da bei einem Missgeschick mit dem Rasenmäher im Sommer eine der Melonen abgemäht wurde. Somit war die Vergleichbarkeit nicht mehr gegeben. Zudem mutierte eine Melone auf öKlo-“Kompost” zu einem Kürbishybriden.
Unterschiedlicher Ertrag im Hochbeet
Somit konnten die Melonen nicht direkt verglichen werden. Reife Früchte entwickelten jedoch nur jene im öKlo-Beet, und zwar fünf Stück.
Von den öKlo-Tomaten haben wir insgesamt 132 Früchte geerntet. Jene Pflanzen mit Baumarkt-Erde entwickelten nur 28 Stück reife Früchte – 4,7 Mal weniger! Sehr groß auch die Erntedifferenz bei den Melanzani: Im normalen Beet wurden nur vier Früchte reif, im Vergleichsbeet von öKlo waren es 20 Früchte, 4,7 Mal so viele!
Im Namen der Wissenschaft haben wir uns natürlich auch dazu bereitgestellt, die geernteten Früchte zu verkosten. Tomaten und Melanzani wurden verkocht, die Wassermelonen als Sommersnack von der hungrigen Meute vernichtet. Und siehe da: Alle noch am Leben! 😉
Sowohl die Früchte als auch die Erde wurden schließlich einem mikrobiologischen Test unterzogen. Er zeigte, dass die E.Coli-Belastung der Früchte bei beiden Erden gleich war, nämlich gering. Anders bei der Erde: Interessanterweise wies das Handelsprodukt eine höhere Belastung mit E.Coli-Bakterien auf als die öKlo-Erde. Hier ist jedoch anzunehmen, dass die Fäkalorganismen von tierischem Kot stammen und die Erde aus dem Bauhaus zudem schlechter vorkompostiert war.
Ergänzend sei noch erwähnt, dass die Beete in einem schattigen Teil des Gartens standen und nicht sonderlich gepflegt wurden. So sind etwa die Paradeiser nicht ausgegeizt worden, es wurde kein Unkraut gejätet und auch sonst kein Eingriff vorgenommen. (Ausgeizen bedeutet: Die jungen Triebe werden abgeschnitten, damit es mehr Ernte gibt.) Der Ertrag war daher, sagen wir so, recht überschaubar.
Dennoch wissen wir nun sicher: Dünger aus Fäkalien funktioniert wirklich!
Kreislauf schließen – mit Dünger aus Fäkalien
Aber was bedeuten diese Erkenntnisse jetzt? Warum macht öKlo solche Versuche?
öKlo möchte nachweisen, dass menschliche Fäkalien zu Düngemittel aufbereitet und so als wertvolle Ressource genutzt werden können. Es soll eine Kreislaufwirtschaft in Gang gebracht werden, die sich von Essen und Ausscheiden hin zum Düngen von Nahrung und wieder Essen schließt. Ziel ist, der „Verschwendung“ von Fäzes und Urin ein Ende zu bereiten.
Seit Jahren wird bei öKlo, auch in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), geforscht, wie Fäkalien recycelt und sinnvoll wiederverwertet werden können. Es wurde bereits erfolgreich nachgewiesen, dass menschliche Exkremente – ebenso wie Jauche oder Gülle von Tieren – entsprechend behandelt als Basis für Düngemittel eingesetzt werden können. Sie enthalten mit Stickstoff, Kalium und Phosphor wichtige Rohstoffe, die bisher einfach in die Toilette gespült werden.
Es gibt jedoch nach wie vor behördliche Hürden. Die Kompostverordnung in Österreich erlaubt derzeit noch kein Ausbringen von menschlichen Ausscheidungen. Daher heißt es weiterhin: Bitte warten!