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Vom Nachttopf bis zur Trockentoilette: Kot macht erfinderisch!

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Vom Nachttopf bis zur Trockentoilette: Kot macht erfinderisch!

Ein Schild, auf dem "Toilets" geschrieben ist. Es zeigt nach rechts. Darüber befindet sich die Figur eines Mannes, der schnell rennt und sich dabei den Hintern hält.
Lange Hitzeperioden und Wassermangel nehmen zu. Alleine rund 40 Liter Trinkwasser spülen wir täglich nach den Klogängen in die Kanalisation. Toiletten ohne Wasseranschluss helfen zu sparen. Wir haben uns verschiedene Varianten angesehen.

Bereits vor 5000 Jahren gab es in Schottland Toiletten, wie archäologische Funde belegen. Auch in Indien, Mesopotamien, bei den Ägyptern, den Sumerern und den alten Griechen kannte man schon Toilettenanlagen. Die Römer benutzten öffentliche Latrinen, die ihre Hinterlassenschaften in den Kanal, die Cloaca Maxima, spülten. Wir sehen uns die verschiedenen Arten der Trockentoilette in der Geschichte der Menschheit an.

Das Plumpsklo:

Vergleichbar mit den römischen Latrinen ist eine der ältesten Klosett-Varianten das simple Plumpsklo. Über einer Grube oder einem Behälter wird ein Sitzloch angebracht. Die Ausscheidungen plumpsen von dort hinein, daher auch der Name.

Das Klo funktioniert ohne Wasseranschluss und war auch bei uns zu Zeiten unserer Großeltern noch in Gebrauch. Hie und da begegnet man selbst heute noch einem Holzhäuschen mit klassischem Herz an der Türe. Da das Klopapier erst Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde, behalfen sich unsere Vorfahren mit Blättern, Stroh, Hanf, Schafwolle (in reichen Haushalten), Stöckchen mit Schwamm (Römer) oder auch kleinen Baumwolllappen, später mit Zeitungspapier, um ihren Hintern zu putzen.

Das Plumpsklo war eine sehr frühe Trockentoilette.
Ein alter Klassiker: Das Plumpsklo. Foto: Kerttu auf Pixabay

Der Nachttopf:

Mit dem Ende der Römerzeit gerieten auch viele ihrer Errungenschaften in Vergessenheit. Im Mittelalter herrschte oft bittere Armut, die für Hygiene keine Zeit ließ. Die Menschen machten ihr Geschäft im Stall oder im Freien hinterm Haus und behalfen sich nachts mit einem Topf. Dessen Inhalt wurde dann einfach aus dem Fenster geleert.

Die Erfindung des Nachttopfes geht wohl auf die Stadt Sybris im antiken Griechenland zurück. Antike Stücke waren aus Ton gefertigt. Später erst gab es schön gestaltete Varianten. Als Babytopf aus Plastik ist der Nachttopf heute noch gebräuchlich.

Der Nachttopf diente sehr lange als nächtlicher Abort.
In früheren Zeiten ging man aufs Töpfchen. Foto: falco auf Pixabay

Der Kackstuhl:

In den vornehmen Haushalten und Schlössern des späten Mittelalters war der Kackstuhl im Einsatz. Ein breiter, oft schön verzierter Sessel war mit einem verschließbaren Loch in der Mitte und einem Auffangbehälter ausgestattet. Etwas abseits stehend ermöglichte der Kotstuhl ein ungestörtes Austreten.

Allerdings wurde bei größeren Empfängen am französischen Königshof durchaus auch auf den Boden defäkiert oder einfach in den Park gemacht, da es an anderen Lösungen fehlte. Heutzutage sind Toilettenstühle noch im Pflegebereich im Einsatz.

Toilettensessel heutzutage sind bereits viel besser strukturiert.
Der moderne Toilettenstuhl ist ein Nachfahre des Kackstuhls. Foto: kaphingst.at

Der Aborterker:

In kleinen Erkern standen im Mittelalter diese einfachen Klos den Wohlhabenden zur Verfügung. An der Außenwand von Burgen oder großen Häusern leiteten Abortschächte an den Außenmauern entlang die Ausscheidungen mithilfe der Schwerkraft direkt ins Freie, etwa in den Burggraben oder in einen Fluss.

Ein in einem Erker oder einer Nische gestemmtes Loch stand zur Benutzung bereit. Dies war durchaus schon ein Fortschritt, auch wenn es wahrscheinlich recht gestunken hat.

Mittelalterliches Klo der feinen Variante. Foto: Kurt Duschek auf Pixabay

Die Sickergrube:

Senk- oder Sickergruben waren für die Notdurft des gemeinen Volkes vorgesehen. Über einem ausgehobenen Loch oder einer Grube legte man einen sogenannten Donnerbalken, ein Holzbrett, auf dem mehrere Personen Platz fanden.

War eine Sickergrube gefüllt, wurde sie entweder ausgeschaufelt oder es wurde einfach eine neue Grube gegraben. Dies war die einfachste Form einer Toilette.

Die sanitäre Wende zum Besseren erfolgte erst mit der Erfindung des Wasserklosetts im Jahr 1775 durch den Briten Alexander Cummings. So verbesserten sich die hygienischen Zustände enorm. Die Version von 1596, die sich der Engländer Sir John Haringtons ausdachte, setzte sich damals nicht durch. Es dauerte also noch 200 Jahre, bis das WC seinen Siegeszug antrat.

Heute sind WCs nach Geschlechtern getrennt. Foto: Tim Mossholder on Unsplash

Die Trockentoilette:

Auch Komposttoilette oder Trenntoilette genannt, funktioniert diese Toilettenart ebenfalls ohne Wasserspülung und ist bis heute im Einsatz. Man könnte sogar von einem Revival der Trockentoilette sprechen, da es wegen der Klimakrise immer wichtiger wird, Wasser zu sparen.

Bis zu fünf Liter Trinkwasser spülen wir bei einem Toilettenbesuch in die Kanalisation, rund 40 Liter täglich. Auf das Jahr summiert sprechen wir hier von mehr als 14.000 Litern pro Person. Je nach Art der Spülvorrichtung variiert der Wasserverbrauch ein wenig.

Eine Komposttoilette trennt flüssige Stoffe (Urin) von festen (Kot) und „spült“ mit Sägespänen oder Stroh. Das Abdecken mit Sägespänen oder Rindenmulch treibt die Verrottung voran. Diese Zutaten ermöglichen eine spätere Kompostierung der Ausscheidungen.

Erfunden hat die Trockentoilette ein Pfarrer aus England im Jahr 1860, angetrieben von einer Cholera-Epidemie und den unhygienischen Zuständen in London. Henry Moule meldete ein Patent an und gründete eine Firma für Herstellung und Vertrieb seiner Erfindung.

Ein Stuhl mit Loch, ein Blecheimer, in den die Fäkalien fielen und ein Nachspülen mit Asche, Erde oder Sägespänen – und fertig war das Klosett. Schon Moule erkannte, dass aus den Hinterlassenschaften wertvoller Dünger hergestellt werden kann. Kot macht erfinderisch!

Trockentoiletten (hier von öKlo) sind umweltfreundlich. Foto: öKlo

Die Verbrennungstoilette:

Bei diesem Modell werden die Exkremente im Inneren des Toilettenbehälters in einer Brennkammer verbrannt. Über ein Abzugsrohr werden freigesetzte Gase abgeleitet. Es entstehen Aschehäufchen, die mit Kalium und Phosphor angereichert als Düngemittel im eigenen Garten verwendet werden können.

Es bedarf also keiner gesonderten Entsorgung. Aber der große Nachteil ist, dass ein Strom- oder Gasanschluss benötigt wird. Zudem sind Verbrennungstoiletten in der Anschaffung recht teuer.

Die Humustoilette:

Es handelt sich hier um eine Ausführung, bei der die Ausscheidungen schon im Behälter vorkompostiert und dann auf dem Komposthaufen entsorgt werden. Flüssiges und Festes werden getrennt oder gemeinsam gesammelt. Allerdings sind Lüfter, Rührwerk, Drehbehälter und Heizstäbe nötig – und diese Technik verlangt nach einem Stromanschluss.

Bekannt gemacht hat die Humustoilette der Künstler Friedensreich Hundertwasser, der in seinen Wohnsitzen diese Variante eingebaut hat und ein großer Anhänger von ihr war.

Das Hundertwasserhaus in Wien. Foto:  Hermann Traub auf Pixabay

Die Kunststoffkabine:

Mobile Klos aus Kunststoff, zumeist aus Polyethylen, brauchen für ihre Produktion Rohöl, Wasser und sehr viel Energie. Ihre Ökobilanz ist daher negativ. Oft sind sie auch mit schädlichen Chemikalien befüllt. Formaldehyd, Glutaraldehyd oder Ammoniumverbindungen dienen der Desinfektion, gelangen aber mit den Ausscheidungen bei Entleerung in die Kanalisation.

Da die Herstellung sowie Miete jedoch kostengünstig ist, wird gerne auf sie zurückgegriffen. Entleert müssen diese Klos mit Saugwagen werden. In heißen Sommern heizen sie sich auf, zudem riechen sie nach Chemikalien und belasten das Klärwasser. Plastikkabinen sind allerdings leicht zu transportieren und aufzustellen (aber auch leicht umzuwerfen).

Bei Toiletten aus Kunststoff kommt oft Chemie zum Einsatz. Foto: Amit Lahav on Unsplash

Die Notdurft im Freien:

Was bei uns verboten ist – nämlich im Freien zu urinieren oder defektieren – ist für hunderte Millionen Menschen bis heute bittere Realität: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk UNICEF haben weltweit 673 Millionen Menschen (Stand 2019) überhaupt keinen Zugang zu einer sanitären Versorgung und müssen ihre Notdurft im Freien verrichten.

Während etwa in Österreich und Deutschland 100 Prozent der Bevölkerung mit sanitären Einrichtungen versorgt sind, sind es zum Beispiel in China nur 77 Prozent, in Äthiopien 28 Prozent, im afrikanischen Sierra Leone nur 13 Prozent, in Niger zwölf Prozent und beim Schlusslicht Südsudan überhaupt nur sieben Prozent.

Quellen und Infos zu mobilen Trockentoiletten:

www.oeklo.at

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